Auf Ausflügen mit dem Löwen-Laden regionale Lebensmittelerzeuger kennen lernen

Der Löwen-Laden hat ein Herz und eine große Nische für Lebensmittel von regionalen Produzenten – von der Alblinse bis zu heimischen Zwiebeln. Wie schaffen diese oft kleinen Betriebe? Was sind das für Leute, die eine Mühle betreiben, Brot backen, Gemüse anbauen, Bier brauen? Zwei Mal im Jahr bietet der Laden allen, die sich dafür interessieren, die Gelegenheit, den Herstellern in ihren Betrieben über die Schulter zu gucken – und die Produkte zu verkosten. Die Löwen-Exkursionen (in der Regel samstagnachmittags, eine im Frühsommer, eine im Herbst) sind mit schönen Radtouren verbunden, man kann die Ziele aber auch nachhaltig mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen.

2018 lag der Schwerpunkt beim Bier. An einem heißen Samstag im Juni ging es durch das Neckartal über Rottenburg nach Schwalldorf. Am Rand dieses beschaulichen Orts betreibt Andreas Weber im Keller seines Hauses eine Mikro-Brauerei. Die Idee dazu entstand in einer Bier-Runde im örtlichen Schützenhaus, und weil der promovierte Biochemiker Weber dort „der Doc“ genannt wird, heißt die Marke „Doc’s Bier“. Passt ja auch zu Tübingen mit seinen vielen Akademikern.

Andreas Weber belässt es nicht bei der Erklärung des Brau-Prozesses. Zwischen chromglänzenden Gär-Bottichen, der Flaschen-Waschmaschine und einer Abfüll-Anlage gab er seinen Löwen-Besuchern eine umfassende Einführung in 6000 Jahre Bier-Geschichte und „untermalte“ sie geschmacklich mit verschiedenen Biersorten: ein Weizen perlend wie Champagner; ein obergärig leichtes „Schwallsch“ (Schwalldorfer Kölsch); ein malziges dunkles Bockbier; ein helles, aromatisches India Pale Ale, wie es von den Briten für ihre Kolonien gebraut wurde.

Über die Erfindung des Biers im 4. vorchristlichen Jahrtausend im Zweistromland (heute Syrien und Irak) hat Weber seine eigene Vorstellung: Jemand wurde beim Brotbacken gestört, ließ den halb garen Teig (angekeimtes Getreide) draußen stehen, es regnete hinein (Wasser). Als der Bäcker nach ein paar Tagen die Schüssel wieder fand, hatte sich darin ein alkoholisches Gebräu gebildet.

Für Weber hatte das Bier seither einen nicht unwesentlichen Einfluss auf die Weltgeschichte: Auch die Schlacht im Teutoburger Wald wird bei ihm, augenzwinkernd, zu einem Kampf ums Bier – gegen die Wein trinkenden Römer, die es den Germanen verbieten wollten.

Eine andere, ebenfalls sehr bodenständige Bier-Welt erschloss sich an einem strahlend sonnigen Oktobersamstag im Brauhaus der Familie Fischer in Mössingen. Während Mikro-Brauer Andreas Weber im Jahr auf 4000 Liter Bier kommt, gären und reifen in den riesigen Fischer-Braukesseln übers Jahr 10000 Hektoliter, also rund eine Million Liter. Dennoch gehört die Brauerei, wie Braumeister Tobias Fischer erläuterte, zu den „Kleinen“ der Branche. Der Verkaufsradius erstreckt sich auf etwa 40 Kilometer im Umkreis.

Malz, Wasser, Hopfen – mehr braucht man nicht“, so stellte Fischer die Bierproduktion zunächst vereinfacht dar, zeigte aber gleich in einem Schauglas die vielen Malz-Abstufungen, mit entsprechend unterschiedlichen Geschmacksrichtungen, von hellbeige bis fast schwarz. Wie jede Brauerei hütet auch „Fischer’s“ ihre eigenen Hefestämme, allein 30.

Hopfen und Malz bezieht Fischer aus Oberschwaben, den Hopfen aus Tettnang. Der lange, trockene Sommer hat sich in diesem Jahr ungünstig auf die Hopfenernte ausgewirkt; der Ertrag lag 40 Prozent unter dem Schnitt.

Die Brauerei ist ein Familienbetrieb. Der Großvater von Tobias Fischer, ein Braumeister aus dem Nördlinger Ries, übernahm in den 1930er Jahren das Mössinger Brauhaus, das mehrere Jahre leer gestanden hatte. Seither identifiziert sich die Familie mit dem Standort und seiner Umgebung. Mehrere Familienmitglieder sind in der Brauerei, im dazugehörigen Hotel oder in der Tübinger Neckarmüllerei tätig, wo ebenfalls Fischer-Bier vor Ort gebraut wird.

Bei einer abschließenden Bierprobe im Freien kam auch ein „Craft Beer“ auf den Tisch, eine der Spezialsorten, die in kleineren Chargen hergestellt werden. Es heißt „Rubin“, wegen seiner rötlichen Farbe. Für den vorweihnachtlichen Tübinger Süßmarkt Chocolart braut Fischer in diesem Jahr ein Bier, das nach Schokolade schmecken soll, obwohl keine drin ist. Limited Edition, versteht sich.

Auf dem Heimweg machte die „Löwen“-Truppe noch im Nehrener „Schwanen“ Kaffeepause, einem historischen Gasthaus, das ebenfalls von einer Genossenschaft gerettet wurde und heute betrieben wird. Der lebhafte Austausch mit den Genossinnen dort stärkte auf beiden Seiten das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit von Genossenschaften und ihren Gewinn für die Gesellschaft.

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Die Löwen-Ausflügler waren schon in der Unterjesinger Mühle (Tü-Korn), der Bäckerei Leins in Wurmlingen, bei der Gärtnerei Schmid im Schwärzlocher Täle, Weinbau Koch in Unterjesingen und der Metzgerei Egeler in Reusten zu Gast.

Haben Sie ein Wunschziel oder einen Vorschlag für einen „Löwen“-Ausflug? Sprechen Sie uns im Laden an oder schreiben Sie uns unter kontakt@loewen-laden.de!